
Hill of Crosses, Sep 2017, Lithuania
Ich war nie gläubig. Mit Dreizehn fand
ich Nietzsche toll, ohne je eines seiner Bücher gelesen zu haben.
„Gott ist tot! Gott bleibt tot!
Und wir haben ihn getöet“ schrieb er einst und mir gefiel
dieser Ausspruch. Mir gefiel meine Anti-Haltung, das stille Auflehnen
gegen die gutbürgerliche, religiöse Weltsicht. Menschen, die an Ihn
glaubten, fand ich naiv und dumm.
Heute denke ich, dass ich gerne an Gott
glauben würde. Ich würde voller Überzeugung an ihn glauben wollen
und somit in allem einen Sinn sehen. Meine Freude, mein Leid, meine
Vergangenheit, meine Zukunft. Die innere Gewissheit zu haben, dass es
ihn gibt, dass man sich im Himmel wiedersieht und dass alles gut wird
– weil Er schon dafür sorgen wird. Ungläubige, die sich auf das
Schicksal berufen und Gläubige, die zu Gott beten, unterscheiden
sich in gar nicht so viel punkten, habe ich für mich festgestellt.
Wenn du an das Schicksal glaubst, tust du das eher mit dem Kopf. Wenn
du an Gott glaubst, tust du das mit dem Herzen. Der Glaube an Gott
ist somit stärker. Ob Er/Es nun wirklich existiert oder nicht (da
ich nicht gläubig bin, kann man sich meine Tendenz wohl denken) ist
eigentlich nebensächlich. Es geht nicht darum, was von oben auf dich
herabguckt sondern um das, was du in dir fühlst. Wenn du in dir
einen tief verwurzelten Sinn trägst, bringt dich das weiter. Wenn du
betest und dir das Hoffnung und Sicherheit gibt, bringt dich das
weiter. Du kannst Leid besser ertragen, weil du in deinem Glauben
weißt, das irgendwo ein großer Plan hinter all dem steckt.

Hill of Crosses, Sep 2017, Lithuania
Ps. Ich glaube aber mittlerweile nicht mal mehr wirklich an das Schicksal.
Pps. Ich frage mich, warum so viele "Verrückte" [psychisch Kranke] häufig anfangen übermäßig stark an Gott/Religion zu glaube bzw sich damit auseinanderzusetzen.
Ppps. Wenn man in Litauen ist, sollte man sich den Hügel der Kreuze anschauen!